»Wir kommen mit wunden Füßen daher;
der Schmutz an den Schuhen hängt klobig und schwer.
Wir blicken zum Himmel. Der Himmel ist kahl;
und kahl geschoren sind Berge und Tal,
und wir selber so leer, so leer.

Auch Helenes ältere Schwester Anna Nahowski (jr.), 1883 geboren, hatte zunächst einen prominenten Verehrer, den Rechtsanwalt Dr. Bruno Rovelli, der aber bereits kurze Zeit später von dem Fabrikaten Arthur Lebert auf Annas Wunsch hin verdrängt wurde.

Arthur Lebert wurde am 25. Mai 1878 in Freiburg im Breisgau geboren. Arthur und Anna heirateten 1910 und wohnten nach ihrer Hochzeit in Wien-Penzing in der Ameisgasse 28. Erst nach der Hochzeit der ältesten Tochter stimmte Franz Nahowski der Heirat von Helene und Alban Berg zu. 1918 zog das Ehepaar Lebert in das Haus Trauttmannsdorffgasse 21 um und war von dort an mit Helene und Alban benachbart — zu diesem Zeitpunkt war Anna bereits schwanger. Sowohl das Ehepaar Berg als auch das Ehepaar Lebert verbrachten mehrere Sommermonate in Trahütten.

v.l.n.r. Helene Nahowski (spätere Berg), Franz und Anna Nahowski (spätere Lebert).

Geschwister Nahowski
Geschwister Nahowski

Wir sehen die Häuser geduckt unterm Wind.
Wir sehen, daß alle verlassen sind,
und wissen, da ist keine Herberge mehr
und schlürfen weiter, so schwer, so schwer
im flachen, flatternden Wind.

Am 9. Jänner 1919 kam schließlich Annas Sohn zur Welt, Hans Lebert. Sein Vater Arthur Lebert starb schon früh am 10. April 1929, als Hans gerade einmal 10 Jahre alt war. Nach dem Tod des Vaters wurde er und seine Mutter Anna von Helene und Alban Berg finanziell unterstützt.

Hans besuchte 1934/35 die von Albert Paris Gütersloh geleitete Malklasse, fing schon früh an — beeinflusst von Franz Werfels Expressionismus — Gedichte zu schreiben und machte eine Ausbildung zum Operntenor. Der Einberufung zur deutschen Wehrmacht entging er durch die Vortäuschung einer psychischen Krankheit und die darauffolgende Einweisung in eine Nervenheilanstalt.

Hans Lebert, 1971.

Hans Lebert

Lesung bei den Rauriser Literaturtagen, 1972.

Hans Lebert

Ab 1942 lebte er für einige Jahre in der Villa in Trahütten und widmete sich dem literarischen Schreiben. Sein erstes Gedicht »Sommer« wurde 1946 in der Zeitschrift »Plan« abgedruckt. Nach dem Krieg zog Hans Lebert erst nach Wien und 1956 mit seiner Frau Anette Schön (1922-1974) nach Baden, wo er zurückgezogen an seinen Schriftstücken arbeitete. Ab 1974 lebte er dort gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der Autorin Edda Steinwender. Er starb am 19.8.1993.

Für seinen bedeutsamsten Roman »Die Wolfshaut« (1960) erhielt er 1992 den Franz-Grillparzer-Preis der Hamburger Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Außerdem wurde er 1961 mit dem Theodor-Körner-Preis und 1962 mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.

Hans Leberts Frau, Anette Schön.

Anette Schön

Dann treten wir klein durch ein Felsentor,
da singt eine Stimme uns finster ins Ohr,
eine Stimme ungeheuer und leer,
wie aus längst vergessenem Winterschlaf her,
und in drohender Schwärze wächst es empor,
das Letzte: die Weite: das Meer.«

»Das Meer« aus Wort und Wahrheit 5 (1950) H. 11, S. 831.

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